Füllhorn der Gartenlyrik


Eine Birne zu essen ist herrlich:
Zart schmelzend geht sie durch den Mund.
Zum Schmelz kommt die reife Süße,
und dann ist sie auch noch gesund.

Jetzt wachsen sie wieder reichlich
am Baum, am Spalier an der Wand.
Sie hängen gar nicht so hoch hier,
ich nehme mir eine zur Hand.

Der Anblick ist schon verführend
gelb und dann rot geflammt.
Ich dreh‘ sie zwischen den Fingern,
die Sehnsucht ist entbrannt.

Ich habe hineingebissen.
Das Inn‘re gab spürbar nach,
entpuppt sich als braun und breiig,
was Teigigs ich vor mir hab‘.

Genuss weicht der Enttäuschung
diese gibt Raum der Wut:
Die Hülle hat mich geblendet,
innen ist sie nicht mehr gut.

Ich greife nach einer grünen:
„Die muss doch besser sein!“,
besinn mich nicht lange und beiße
nun auch in diese hinein.

Ihr ganzes Innenleben
hat sie mir gleich offenbart:
säuerlich, wenig süßend,
adstringierend und hart.

So bleibt die Sehnsucht erhalten
auf den schmelzenden Geschmack.
So reduziert sich das Ganze
vielleicht nur auf einen Tag.

Der Gärtner des Alten Fritzen,
der reichte die richtige Frucht,
reif, unvergleichlich schmelzend...
Die hätte ich gern versucht.