Füllhorn der Gartenlyrik

auf der Suche nach seinem Selbstverständnis


Beim hellen Licht, auf wilder Flucht,
einen dunklen Ort hat er aufgesucht,
vom Eingang strebt er zum dunklen Ende:
dass er dort wohl Ruhe fände!

Doch manchmal ist es ihm zu dumm,
er kehrt einfach um.
Was kann ihm in der Höhle bess’res passieren,
als schließlich wieder ans Licht zu marschieren.
Doch das Licht
will er nicht,
er wird sich besinnen,
wieder im Dunkeln, innen.

Und wenn er höhlt wird er seine Klauen
irgendwo in den Felsen hauen,
hat Zangen dabei, braucht sein Gebiss,
wie das alles nun einmal ist.
Und er höhlt wild und laut, dass es dröhnt!
Nun ist er ganz mit der Welt versöhnt.
Und wie er so hämmert, dass die Höhle springt,
sagt ihm ganz einfach sein Instinkt:
In gesprungener Höhle könnte es eben
- eine Erleuchtung - geben,
doch Licht
will er nicht.
Man sollte sich legen,
zur Ruhe begeben.
So wird aus ohrenbetäubendem Schall
schläfrige Ruh’ ohne Widerhall.

Dann hat er den Ohrgang sich ausgesucht,
schon über das viele Schmalz geflucht:
Steigt er in dieses Ohr hinein,
tritt er sicher in den Fettnapf ’rein ...

Tags darauf:

Es dämmert um den Höhler, es dunkelt, wird Nacht,
da hat sich das Tier wieder aufgemacht.
Er trippelt zweigwärts weiter und trifft auf ein Blatt:
Eine Herde Läuse, die hier gebissen hat!
Der Höhler hat seine Klauen aufgemacht,
kneift die Laus in den Bauch, sitzt, saugt und lacht:
Die beste Melone kann gar nichts sein,
beißt man in solche Läuse hinein.
Doch jemand hat hier das Licht angeknipst.
Der Höhler: benommen, erschreckt und beschwipst
bei wilder Flucht hinein in die Nacht
hat er schließlich die erste Flugstund’ gemacht.

Friedhelm Haun, 2011