Füllhorn der Gartenlyrik

Die Schnecke macht sich auf den Weg. 
"Die Strecke ist nicht weit: 
Betritt ein Ästchen erst als Steg 
und sagt: „Ich hab’ doch Zeit“.

Die Schnecke will die Wand hinauf, 
das ist nun heut’ ihr Ziel, 
gibt sich die Mords-Aufgabe auf 
und sagt: „Es ist nicht viel“.

Das Hölzchen führt sie an die Wand heran: 
“Nun eifrig umgestiegen“. 
Jetzt geht sie gegen die Schwerkraft an 
und sagt: „Ich kann ja nicht fliegen“.

Die Schnecke, sie bewegt sich kaum, 
doch nimmt sie ihr Ziel ins Visier. 
Sie schaut nach einem kräftigen Baum 
mit den saftigsten Blättern hier.

Sie trägt auch noch ein Haus mit sich rum 
auch das will steil nach oben. 
Von beharrlichen Wellen am glatten Fuß 
wird es nach oben gezogen.

Wenn’s ein Zentimeter in der Minute nur ist, 
nach zwei Stunden schon mehr als ein Meter. 
„Bis ich schließlich oben bin, 
ist’s doch kein Kilometer“. 

 Zur Strecke des Weges war nötig 
schließlich die halbe Nacht: 
“Doch in der anderen Hälfte 
hab’ den Bauch ich mir voll gemacht“.

Friedhelm Haun, am 01.06.2011


Schnecke

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